Authors
Anna-Carolina Haensch
Publication date
2014/11/3
Description
Welche Rolle spielen Koalitionserwartungen und-präferenzen bei der Wahlentscheidung? Diese Frage findet in den letzten 15 Jahren va in der deutschen, österreichischen, niederländischen, israelischen und neuseeländischen Wahlforschung immer mehr Aufmerksamkeit. In jenen und anderen Staaten mit Verhältniswahlrecht können nicht alle Wahlentscheidungen mit Parteipräferenzen erklärt werden. Hobolt und Karp (2010, S. 302) zeigen bei einem Vergleich von 25 Wahlen in 25 Staaten mit Verhältniswahlrecht, dass im Durchschnitt 15 Prozent der Wähler nicht für die von ihnen am meisten präferierte Partei gestimmt haben. Aus welchen Gründen sich diese Wähler gegen eine Stimmabgabe für ihre bevorzugte Partei entscheiden und welche Rolle dabei Koalitionspräferenzen und-erwartungen spielen, ist die Forschungsfrage, der sich eine große Zahl an neueren politikwissenschaftlichen Beiträgen widmet.
Darüber hinaus lenkten einige aktuelle Entwicklungen das Interesse der Forschung auf Koalitionen. Neuseeland wechselte 1996 von einem Mehrheitswahlrecht zu einem personalisierten Verhältniswahlrecht. Aus den Wahlen seit 1996 gingen Koalitionsregierungen und Minderheitsregierungen, die lockere Bündnisse mit kleineren Parteien schlossen, hervor (Lundberg, 2013, S. 619). In Deutschland wurden im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 bis dahin nicht denkbare neue Koalitionsoptionen wie eine Jamaikakoalition oder eine Koalition unter Einbeziehung der Linken diskutiert (Bytzek, 2013, S. 393). Warum beeinflussen nun diese veränderten Bedingungen Wähler bei ihrer Stimmabgabe? Die meisten Autoren verweisen darauf …